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Sunday, September 8, 2013

Trommelbau in Münster

Ich spiele ja seit einer ganzen Weile begeistert Taiko, nachdem ich eine Karriere als Schlagzeuger aufgegeben habe.
Meine Tante währenddessen spielt afrikanische Trommeln, und als in ihrer Runde ein Trommelbau-Workshop angekündigt wurde, hat sie mich eingeladen, dass ich mir eine Trommel bauen kann.
Es ist keine Taiko, nein, aber Trommel bleibt Trommel und jede Art von Percussion finde ich unglaublich spannend, und wie oft hat man schon die Gelegenheit, sich ein Instrument selbst zu bauen?

Zimmer 16
Ich hab mich also früh morgens in den Zug gesetzt und bin zweieinhalb Stunden nach Münster gefahren, wo der Kurs unter Leitung von Instrumentenbauer und Rhythmiker Christoph Studer und der Gesellschaft der Damen vom Trommelclub Taka Tun stattfand.
Ich hab im Hostel Sleep Station billig Unterkunft gefunden im wahrscheinlich spartanischsten Zimmer ever. Aber da ich aufgrund eines Buchungsfehlers ein Doppelbett zum Preis von einem bekommen hab, will ich mich mal nicht beschweren. c:
Außerdem war die Aussicht echt toll. Das Hostel liegt keine fünf Minuten Fußweg vom Hautbahnhof entfernt, also super zentral und praktisch als Backpacker zu erreichen. Meine romantische Großstadtseele hat sich über das Gerumpel der Gleise jedenfalls gefreut, und weil der Trommelkurs erst nachmittags stattfand, hab ich mich erst eine Runde aufs Ohr gehauen.
Klasse Aussicht




Dann hab ich mich auf den Weg gemacht und bin mit dem Bus zu der Schule gefahren, die uns netterweise ihre Werkstatt als Arbeitsplatz bereit gestellt hat. (Ich bin mir sicher, dass meine Schule sowas nicht hat, was ich äußerst beleidigend finde. Ich hätte gern mehr gewerkelt, als ich noch zur Schule gegangen bin.) (Na ja, lässt sich jetzt leicht sagen, wahrscheinlich hätte ich das als Teenager total uncool gefunden.)

Zuerst gab uns Christoph eine kleine Einführung in die Welt der afrikanischen Trommeln (von der ich ja nun wirklich keine Ahnung habe) und ich konnte auch endlich mal begutachten, was wir da überhaupt machen würden:


Die drei Trommeln in der Mitte sind Konik-Drums, in der kleinen, mittleren und großen Ausführung. Ich kam mit der Auffassung, ich würde die kleinste machen, weil sie am billigsten ist und am wenigsten Platz wegnimmt. Aber als ich sie sah, entschied ich mich doch für eine große. Weil... seht sie euch an! xD
Die Bausätze kann man übrigens auch auf Christophs Homepage erwerben, dann könnt ihr euch auch alleine eine zusammenbauen. Es ist wirklich nicht schwer. Aber eben Handwerk. Nichts für Menschen, die nicht gern anpacken.

Wir sind dann in den Keller hinab und jeder bekam einen Haufen Hölzer, die auch ein Ikea-Bausatz hätten sein können:


Zwölf Bretter, von Christoph genau auf 15° Neigung gesägt, die wir erst mal ordentlich abschleifen durften. Damit kenne ich mich zum Glück aus, ich schleife ja auch bei den Puppen-Mods immer mal wieder herum, auch wenn da meistens eine Nagelfeile reicht...
Danach haben wir eine Schablonhe bekommen, mit der wir Markierungen für die Löcher vorgemalt haben. Durch die Löcher kommen nachher die Stifte, die das Fell halten.
Wir hatten dafür einige Bohrer zur Verfügung gestellt bekommen, und ich habe noch nie in meinen fünfundzwanzig Jahren selbst etwas gebohrt, war also dementsprechend nicht von meinen Fähigkeiten überzeugt. Aber der Werkraum der Schule hatte auch einen Standbohrer, an den wir durften, und den zu bedienen war wirklich kinderleicht. Ich hatte meine 24 Löcher ruckizucki gebohrt und war als erster von allen fertig. Ich wurde sogar gefragt, ob ich sowas schon mal gemacht hätte oder sonst irgendwie handwerklich tätig wäre, weil ich so schnell und sicher gearbeitet habe, hihi. Aber ich glaube, häkeln und nähen ist eine andere Größenordnung. Gefreut über den Kommentar hab ich mich trotzdem.

Das Fell ist Rinderhaut, die über Nacht einweichen musste. Wir konnten uns aus von Christoph vorgemalten Schablonen eine Haut aussuchen, die dann noch fein ausgeschnitten werden musste. Das konnte entweder mit einer Schere gehen (gähn) oder, wie es die Trommelbauer in Afrika machen, mit dem Messer. 
Ich muss nicht sagen, wofür ich mich entschieden habe, oder? :D
War auch eine tolle Erfahrung. Man setzt sich auf den Boden, einen Fuß auf das Fell und schneidet mit dem riesigen Küchenmesser am Fuß vorbei die Haut aus. Dabei muss man das Fell gleichzeitig festhalten und schneidet manchmal kaum ein haarbreit am eigenen Daumen vorbei. Uiuiui. Das ging aber super schnell und von einigen Hürden abgesehen ("Wo pack ich das an, ohne meinen Daumen abzusäbeln?!") auch wirklich fix, viel schneller als mit der Schere. Und es hat mir verboten viel Spaß gemacht, so sehr, dass ich sozusagen zum offiziellen Hautschneider erkoren wurde und einigen anderen Leuten ihre Felle auch ausgeschnitten habe. (Das war ganz schön anstrengend!)

Rechts sieht man das Klebeband!
Als wir alle fertig waren, hat Christoph uns den nächsten Schritt gezeigt. Jetzt würde die Trommel ihre Form bekommen: 
Die Bretter wurden alle fein säuberlich nebeneinander gelegt, mit der Außenseite nach oben. Die haben wir dann mit Klebeband zusammengeklebt, und mit zwei Hilfshölzern (ein Wort, das sehr zur Belustigung einiger Teilnehmer geführt hat), die man darum gespannt hat, umgedreht.
Das sah dann so aus:



In die Ritzen, die dann entstanden sind, kam Holzleim. Ich hab es dabei etwas zu gut gemeint, und das Scheißzeug ist aus allen Ritzen geflossen, und dann hatte ich die Finger voll und hab überall Fingerabdrücke hinterlassen und musste meinen Tisch danach auch erst mal ordentlich wieder sauber schrubben, weil ich ein Schlachtfeld hinterlassen hatte...
Wir hatten echt Glück mit dem Wetter. ♥
Denn diesen Bretterteppich hat man dann vorsichtig an beiden Seiten genommen und zusammengeklappt wie einen Burrito. Das Paketband hat geholfen, dabei alle Teile zusammen zu halten, wobei mir ein Brett ausgerissen ist, was zu noch größerer Klebersauerei geführt hat. Aber irgendwann hielt es doch seine dreidimensionale Form, und wir haben die Trommeln beiseite gestellt und über Nacht trocknen lassen.

Ich bin mit dem Bus zurück zum Hauptbahnhof gefahren und hab nach Essen gesucht und ein Subway gefunden. Ich hätte mich auch gern irgendwo hin gesetzt, aber das war wohl die billigste Alternative. Der Subway-Mensch hat mich total angeflirtet, aber ich wollte eigentlich nur noch was Essen und dann ins Bett.

Ich hab noch etwas im Internet rumgehangen, als ich zuhause war, und das Geräusch von den einfahrenden Zügen genossen. Ich hatte mein Uni-Zeug dabei, weil ich eigentlich lernen müsste, aber ich war einfach zu K.O., um irgendwas sinnvolles zu machen. (Rächt sich schon.)
Als ich dann schlafen wollte, wurde mir klar, wie unromatisch Güterzüge tatsächlich sind. Alle zwanzig Minuten, wenn ich gerade so in Schlaf abgedriftet war, kam wieder einer vorbei. Und weil wir ungefähr 30° hatten, konnte ich das Fenster auch nicht einfach zu machen.
Ich war mehrmals in der Nacht wach, und als mein Wecker um sieben ging, hatte ich vielleicht fünf Stunden geschlafen. 
Ich hab mich fertig gemacht und war noch vor Öffnung des Büros zum Suschecken fertig. Mit meinen Siebensachen bin ich dann zum Bahnhof, hab mir einen Kaffee und ein Schokohörnchen zum frühstücken organisiert und bin zur Schule getrampt, nur um da zu merken, dass ich zu früh war. Haha. Ich und Zahlen, das geht so gar nicht, und irgendwie hatte mein Kopf aus halb zehn halb neun gemacht... (Halb neun, 9:30, sowas passiert mir oft.)
Aber ist auch nicht so schlimm, aus dem Hostel musste ich ja eh raus, und was besseres zu tun hatte ich auch nicht. Außerdem hatte ich ja all meine Habe dabei, und auf Schulhöfen zu sitzen und zu lesen ist mir nun wirklich nicht fremd. (Ich hab auch damals schon immer zu den asozialen Kindern gehört, die in der Schulpause gelesen haben. Ich erinnere mich düster daran, denn ich hatte eh keinen, mit dem ich hätte spielen können. *emo*)

Irgendwann ging es aber dann doch los, und wir durften an unsere Trommeln. Und das st mein kleines Baby, nachdem ich sie vom Paketband befreit habe:

Das Braune sind Kleberreste.
Das X auf der Unterseite markiert meine Rückseite.
Dann ging es ans Schleifen. Das hat tatsächlich den Großteil des Tages in Anspruch genommen, bestimmt drei oder vier Stunden standen wir nur da und haben an unseren Trommeln herumgeschliffen wie die Bekloppten. Ich hatte es besonders schwer, denn überall, wo Kleber war, musste der Kleber wieder ab. Und weil der klar getrocknet ist, sah man den nicht.

Mit der Hand habe ich auch angefangen, die doch recht scharfen Ecken der Oberseite abzuschleifen, bis die verschiedenen Schichten des Holzes sichtbar wurden. Je runder die Trommel oben ist, desto höher ist der Spielkomfort, und ich hatte eh nichts besseres zu tun. Den letzten Schliff, wortwörtlich, hab ich auch mit der Maschine gemacht, damit auch wirklich alles schön gleichförmig ist, aber insgesamt ist das alles schweißtreibende Handarbeit gewesen, die ich mir auch nicht sparen wollte, denn wie oft macht man sowas schon?
Der Riss ist ein Holzwurm gewesen -- und jetzt meine Vorderseite. ♥

Als wir mit Schleifen fertig waren, ging es ans Verzieren. Mit Brennpetern hatten wir die Gelegenheit, Muster in das Holz zu brennen doer auch nur unsere Initialien. Ich hab mich für mein frei-Schnauze gemaltes Inkan entschieden, das schließlich tatsächlich für ein japanisches oder chinesisches Zeichen gehalten wurde. So soll es sein!


7. September. Der Geburtstag meiner Mutter, und somit auch etwas ganz Besonderes für mich. Alles Gute zum Geburtstag, Mama, diese Trommel ist für dich. ♥
Bevor es an die Lasur ging, habe ich auch noch schnell zwei Löcher für eine Halterung ins Holz gebohrt, damit man die Trommel besser tragen kann. Ich hatte vor allem im Kopf, dass ich mit dem Ding ja noch durch den öffentlichen Nah- und Fernverkehr musste, und es sicherlich helfen würde, wenn ich etwas hab, an dem ich die Trommel festhalten kann. Weise Entscheidung, wenn ich mich mal selbst loben darf.

Sie sehen hier: Die ersten beiden Löcher, die ich in meinem Leben mit einem Handbohrer gebohrt habe.
Dann wurde lasiert. Was genau das für ein Zeug war, kann ich nicht mehr sagen, aber eins weiß ich: Es war eine höllische Sauerei. Und wie Lack geht das auch mit Händewaschen nicht ab -- meine Hände sind also jetzt noch braun.

Jetzt kam für mich auch die schwierigste Etappe. Ich hatte ja mit dem Kleber so rumgesaut, und obwohl ich wirklich pingelig abgeschliffen habe, habe ich viele Flecken übersehen. Diese Flecken nahmen dann beim lasieren keine Farbe an und blieben hell, und das sieht, ganz ehrlich, einfach nur scheiße aus. 
Man sieht sehr schön die hellen Flecken...
Ich war wirklich unglücklich, auch wenn man nachträglich noch mit Schleifpapier über die Flecken gehen konnte, um sie abzuschleifen. War trotzdem eine Höllenarbeit, und die Lasur hat abgefärbt wie bescheuert, und irgendwann hab ich alles hingeschmissen und es war mir egal. Ich war einfach nur noch frustriert. Alle anderen hatten so schöne, perfekte Trommeln mit toller Maserung und meine sah aus wie von einem Grundschüler angemalt... Grrr. Ich war auch die letzte, die aufgehört hat zu arbeiten. Kein Peer Pressure oder so, aber war auch nicht ganz verkehrt. Abstand hilft -- zum Glück mache ich genug, um das zu wissen. Ist beim Nähen, Häkeln, Zeichnen, ... ja ganz genauso.

Es gab dann Mitagessen, das wir in der Küche der Schule zu uns nehmen durften und das die Frauen, die eh aus Münster kamen (Hand aufs Herz, ich war die einzige, die nicht aus Münster kam) vorbereitet hatten. Die Ablenkung tat gut und der gefüllte Magen auch, und danach war meine Laune auch besser. Alle Flecken auf der Vorderseite der Trommel sind weg, auf der Rückseite sind noch ein paar, aber fuck that. Das ist Charakter.

Nasse Rinderhaut stinkt und fühlt sich eklig an. xD
Dann ging es ans Fell: Die Rinderhaut hatte die ganze Zeit in einem Bottich mit Wasser gelegen und war ganz wobbelig und weich. (Und STINKT wie HÖLLE.) Weil jetzt alles so schnell ging, kam ich kaum dazu, Photos zu machen. Mit einer Art Handlocher und mithilfe eines Hammers haben wir dann Löcher in die Haut gehauen (was bei mir nur schwer ging, meine Haut ist ungefähr die dickste gewesen (harrharr) und ich musste bestimmt zehn Hammerschläge für jedes Loch verwenden.
In die Löcher kamen dann die Stifte, und die Stifte kamen in die Löcher an der Trommel. Der ganze Raum war voller entschlossener Menschen, die  beherzt gehämmert haben. Mein Fell war ziemlich groß (vielleicht war ich auch zu großzügig beim markieren?), die Spannung war also nicht die dollste, und das Fell aufzuziehen ging ziemlich leicht.

Und dann hatte ich auch schon eine quasi fertige Trommel. :D Wir haben das ganze dann noch mit Bändern verziert, die dazu da sind, um das Fell an Ort und Stelle zu halten. Ich hab mich für blau-grün-meliert entschieden, der Trend ging aber zu rot und/oder violett.

Und dann... waren wir auch eigentlich fertig.

Dritte von rechts
Erste von links
Mit der Trommel im RE7.
Für den Transport habe ich aus dem Faden, der um das Fell gespannt ist, noch ein Band geflochten und das an die Haken gebunden, um einen Griff zu haben. Wie das Schicksal so ist, ist der aber natürlich recht schnell gerissen, und bevor ich mich auf den Heimweg gemacht habe, entschied ich mich, den Tragegriff von meiner Reisetasche abzumachen und an die Haken zu machen. So konnte ich die Trommel über die Schulter tragen, und musste die wesentlich robustere Tasche nur irgendwie so mitschleppen. Die war zwar schwer, aht aber wenigstens Henkel. Die Trommel ist quasi nicht anfassbar. Die Lasur war noch nicht 100% trocken, das Fell war noch nass; dass sie die Reise irgendwie übersteht, war meine oberste Priorität. Ich hatte wirklich Angst, dass das Fell reißt oder so.
Es blieb heil, aber wie das Schicksal es so will kam ein Junggesellenabschied durch den Zug, und irgendein Idiot hielt es für nötig, auf meiner Trommel rumzutrommeln. Ich bin ein bisschen unfreundlich geworden. Das Fell darf nämlich nicht gestört werden, wenn es trocknet, damit sich die Spannung nicht ändert.
Was ist nur los mit den Leuten, dass sie glauben, es wäre okay, einfach mal auf eine Trommel draufzuhauen, wenn sie eine sehen? Ich kenne das Verlangen, das entsteht, wenn man eine Trommel sieht, aber warum zur Hölle ist das so? Ich meine, man nimmt ja auch nicht anderen Leuten ihre Gitarren weg und spielt darauf einfach mal.
Himmel, Millionen Jahre von Evolution und wir schaffen es nicht, unsere Faszination für Musik mal eben zu unterdrücken.

Mein Zug hatte massiv Verspätung (danke, liebe DB!) und ich war erst spät und völlig K.O. zuhause und musste zehn Minuten vor Ladneschluss noch mal in den Rewe, um nicht zu verhungern.
Wenn die Haut nicht so stinken würde, hätte ich die Trommel auch mit ins Bett genommen. Mein Baby.


Das Fell muss noch mindestens bis morgen trocknen, dann darf ich sie auch bespielen. Ich bin sehr stolz, und um eine Erfahung reicher. Meine Hände warne heut morgen völlig geschwollen. Ob das vom Spielen oder vom Arbeiten ist, kann ich nicht sagen.
Aber hinter mir steht meine Trommel, die ich selbst gebaut habe, die mal ein Stapel Bretter ohne Persönlichkeit war und jetzt eine Trommel mit vielen Macken ist, die ich sehr liebe.
Jederzeit wieder.


Aber Taiko ist besser. :D

1 comment:

  1. Interessanter Einblick in 2 intensive Arbeitstage. Habt ihr zwischendurch ach mal ein bißchen getrommelt? Was die Gruppe TakaTun um Dorothee (zu der ich ja auch gehöre) trommelt sind südamerikanische Rhytmen (Kuba, Kolumbien) und daher denke ich, dass auch die Konic Drums daher kommen. Wie dem auch sei: du hast eine tolle Trommel gebaut!
    Dorit

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